Die klassische Rhetorik besagt: Der Weg zur Rede hat fünf Stufen. Jede Stufe stellt eine Station der Arbeit an der Rede dar. Jedoch ist dieser Weg kein einfacher linearer Ablauf. Häufig sind mehrere Durchgänge erforderlich, bis eine Rede ihre Reife erreicht hat. Die fünf Stationen der Redevorbereitung lauten:
1. | Den Stoff | finden | (inventio) |
2. | Das Gefundene | ordnen | (dispositio) |
3. | Das Geordnete | formulieren | (elocutio) |
4. | Das Formulierte | behalten | (memoria) |
5. | Der Situation gemäß | vortragen | (pronuntiato) |
Genau genommen spielen diese fünf Stufen der Rhetorik sogar in jedem Stadium zusammen: So ist der Redner auf der Stufe der Formulierung (elocutio) auch Finder, der nach möglichen Fügungen sucht (inventio), brauchbare festhält (memoria) oder versuchsweise ausspricht (pronuntiatio), wie er auch beim Finden des Stoffes (inventio) sein Gedächtnis (memoria) aktiviert, Argumente sortiert (dispositio) oder vorläufig formuliert (elocutio). Es handelt sich also nicht um Elemente einer starren Struktur, sondern um ineinandergreifende “Akte einer fortschreitenden Strukturierung” (Roland Barthes), die in den Rede selbst münden.
(Quelle: Bernd Stinsmeier, Sophisticon)