Effektive Argumentation

Eine Argumentation besteht aus einer Aussage, die streitig und daher zu beweisen ist (These, Behauptung). Sie kann durch eine oder mehrere weitere Aussagen, die die streitige Aussage stützen (Argument) ergänzt sein. Die These oder Behauptung kann z.B. eine Aussage, Meinung, Forderung oder ein Appell sein; sie kann normativ (z.B. “Guantanamo muss sofort geschlossen werden”!) oder deskriptiv sein (z.B. “Guantanamo verstößt gegen die UNO-Menschenrechtskonvention). Meist sind die Argumente selbst wiederum umstritten oder ergänzungsbedürftig, sodass sie durch weitere Argumente ergänzt oder gestützt werden müssen.

Argumente sollen als relevant wahrgenommen werden. Deshalb ist es wichtig die vorgebrachten Thesen auf die Bedürfnisse der Zuhörerschaft zu beziehen und so die Wichtigkeit der Argumente zu motivieren. Nun sind nicht alle Bedürfnisse des Menschen von gleicher Priorität. Als psychologische Theorie begründet, fand die Maslowsche Bedürfnishierarchie Eingang in andere Wissenschaften und ist gemeinhin anerkannt. Sie beschreibt die Bedürfnisse des Menschen in hierarchischer Ordnung ausgehend von den fundamentalen Bedürfnissen, welche gleichsam das Fundament der Pyramide bilden. Die Priorität der Bedürfnisse für den Einzelnen nimmt zur Spitze der Pyramide hin ab. Die fundemantalen Bedürfnisse werden auch existenzielle Bedürfnisse genannt.

Maslowsche Bedürfnispyramide

Maslowsche Bedürfnispyramide

Eine Argumentation ist vor allem dann überzeugend, wenn der Zuhörer/Zuschauer einen Bezug zu seinen eigenen Bedürfnissen herstellen kann.

Debatten gut vorbereiten

Die klassische Rhetorik besagt: Der Weg zur Rede hat fünf Stufen. Jede Stufe stellt eine Station der Arbeit an der Rede dar. Jedoch ist dieser Weg kein einfacher linearer Ablauf. Häufig sind mehrere Durchgänge erforderlich, bis eine Rede ihre Reife erreicht hat. Die fünf Stationen der Redevorbereitung lauten:

 1. Den Stoff  finden (inventio)
 2. Das Gefundene  ordnen (dispositio)
 3. Das Geordnete  formulieren (elocutio)
 4. Das Formulierte  behalten (memoria)
 5. Der Situation gemäß  vortragen (pronuntiato)

Genau genommen spielen diese fünf Stufen der Rhetorik sogar in jedem Stadium zusammen: So ist der Redner auf der Stufe der Formulierung (elocutio) auch Finder, der nach möglichen Fügungen sucht (inventio), brauchbare festhält (memoria) oder versuchsweise ausspricht (pronuntiatio), wie er auch beim Finden des Stoffes (inventio) sein Gedächtnis (memoria) aktiviert, Argumente sortiert (dispositio) oder vorläufig formuliert (elocutio). Es handelt sich also nicht um Elemente einer starren Struktur, sondern um ineinandergreifende “Akte einer fortschreitenden Strukturierung” (Roland Barthes), die in den Rede selbst münden.

(Quelle: Bernd Stinsmeier, Sophisticon)